Honorar-Empfehlungen

für Podcaster*innen und Audioschaffende in der Schweiz 2020. Herausgegeben vom Podcast Club Switzerland.

Grundsatz

Gute, kreative Arbeit hat einen Wert und muss bezahlt werden. Verkaufe dich nicht unter deinem Wert! Damit tust du weder dir selbst noch deinen Berufskolleginnen und -kollegen einen Gefallen. Denn wenn du einmal für einen Kunden zu einem tiefen Lohn arbeitest, kommst du fast nicht mehr hoch. Selbst wenn du deinen Podcastauftrag als einmalige Hobby-Tätigkeit verstehst und/oder dank einem anderen Job genug verdienst, denke daran, dass es sich auf andere Podcaster*innen negativ auswirken kann, wenn du für einen Dumpinglohn arbeitest.

Gerade für Einsteiger*innen ist es oft nicht einfach, einen fairen Lohn festzulegen. Sie sind sich oft nicht bewusst, wie viel Geld für Sozialausgaben (AHV, IV etc.), Versicherungen, Ferientage, Krankheitstage, 13. Monatslohn etc. von ihrem Stundensatz abgezogen werden müssen und wie wenig Geld am Schluss übrig bleibt.

Dieses Dokument soll eine Orientierungshilfe sein im Dschungel der Tarife und Honorare. Hier erfährst du, wie eine faire Bezahlung aussieht.

Verrechnungsarten

Stundensatz: Du verrechnest deinen effektiven Aufwand. Wenn du an einer Podcast-Episode 10 Stunden gearbeitet hast, multiplizierst du deinen Stundensatz mit 10 und verrechnest diesen Betrag.

Tagessatz: Bei hohen Arbeitsvolumen ist es manchmal einfacher, einen Tagessatz zu verrechnen. Dieser steht üblicherweise für acht Stunden Arbeit und sollte rund das 7- bis 8-fache deines Stundensatzes betragen.

Pauschale: Du schätzt den zeitlichen Aufwand, den du haben wirst, multiplizierst ihn mit deinem Stundensatz und offerierst die Summe als Pauschale.

Ansätze

Gehe nie unter 120 Franken pro Stunde. Das mag nach viel klingen, ist es aber nicht. Ziehst du alle Abzüge und Aufwendungen ab wie AHV, Ferien, Büromiete, dein Equipment oder die Akquise-Zeit, die du brauchst, um neue Kunden zu gewinnen, bleiben dir von diesen 120 Franken noch gut 50. Eine schöne Auflistung aller Abzüge dazu findest du hier.

Je mehr Erfahrung du aufzuweisen hast, desto höher muss dein Stundensatz sein. Erfahrene Podcaster*innen mit 5 Jahren Audio-Erfahrung und mehr sollten mindestens Fr. 150.- pro Stunde offerieren. Das entspricht einem Tagessatz von mindestens Fr. 1’000.-. Wenn du noch mehr Erfahrung und ein ausgewiesenes Talent hast sowie für einen Kunden mit gutem Budget arbeitest, sind gut auch höhere Ansätze gerechtfertigt, insbesondere für die Beratung.

“Mein Kunde kann das nicht zahlen!”

Diese Aussage hört man häufig. Doch stimmt sie wirklich? Verglichen mit den Kosten einer Videoproduktion ist der Aufwand für einen Podcast auch mit fairen Honoraren klein, da der zeitliche Aufwand viel tiefer liegt. Ausserdem kriegt dein Kunde ein einmaliges, individuelles und hochqualitatives Produkt von dir! Hinzu kommt, dass ein Podcast immer auch technische Geräte und Infrastruktur voraussetzt, die eingepreist sein müssen. Halte deinen Wert hoch!

“Aber es geht wirklich nicht!”

Dann komm dem Kunden entgegen, aber NICHT, indem du deinen Tages- oder Stundensatz senkst! Offeriere mit deinem gewohnten Satz, aber räume dem Kunden einen Rabatt ein: Tagessatz Fr. 1’000, Aufwand 5 Tage, Rabatt 20%, Summe Fr. 4’000.-

Pauschalen und Paketpreise

Manche Kunden haben Mühe mit einem Stundensatz, weil sie nicht abschätzen können, wie aufwändig eine Produktion ist. Ihnen kannst du eine Pauschale oder einen Paketpreis anbieten. Der Schlüssel liegt hier darin, dass du dich selbst richtig einschätzen musst, denn schätzt du den Aufwand selbst zu tief, dann wird die Produktion für dich zum Verlustgeschäft!

Tipp: Egal, für welchen Podcast du gerade arbeitest, auch wenn es ein Hobby-Projekt ist: Beginne noch heute damit, deinen Aufwand zu erfassen. Es gibt praktische Tools dafür, z.B. Harvest. Je mehr Erfahrung du hast, umso genauere Pauschalen kannst du offerieren.

Bei Paketpreisen verkaufst du einem Kunden eine bestimmte Anzahl Episoden. Offeriere im Zweifelsfall lieber zu hoch, dafür kannst du z.B. jede 10. Episode vergünstigt anbieten, um die Treue des Kunden zu belohnen.